Freitag 30.11.2007, Frauenfeld, St.Gallen
Bereits im Zug nach St.Gallen gab es erste Anzeichen dafür, dass es ein guter Abend werden würde:
gute Freunde und Bier en masse. Zu fünft steigen wir aus dem Zug um uns nur 1 Minute später wieder
getrennt in zwei Gruppen zersplittert zu haben. Das Chaos meldet sich schon mal, noch mit leiser Stimme.
Nachdem wir uns dann wiedergefunden hatten, machen wir uns auf den Weg zum Palace, total
unspektakulär weil keine 5 Minuten vom Bahnhof entfernt. Dort angekommen probieren wir das übrige Bier
draussen noch zu leeren, vergebens, aber auch von Vorteil. Beinahe alle üblichen, sonst in der Kalkbreite
anzutreffenden Verdächtigen scheinen anwesend zu sein, dazu auch noch eine Gruppe verrückter Deutscher.
Irgendwo lag ein neues Göldin-Album herum und auf der Bühne stand Hollowman hinter seinem
elektronischen Kram und begleitete die auf Kinoleinwand projizierten Visuals mit seinen Beats und Klängen,
bis dann Göldin auf die Bühne trat und sich so die Leute schliesslich langsam aus den Kinosesseln erhoben.
Ganz klar war zu spüren dass die meisten nur auf Sole und die Skyrider Band warteten, aber ein Warm-Up
ist Pflicht, und keiner eignete sich besser zu diesem Anlass als Göldin, der die Stimmung auf ein gutes
Niveau hob. Er selbst konnte es wohl auch kaum zu warten, Sole endlich auf die Bühne zu lassen, es ist
ja auch schon länger her, seit das Anticon-Urgestein die Schweiz das letzte Mal besucht hatte. Nach kurzer
Pause beginnt die Skyrider Band an ihren Instrumenten zu wirken, die in efreulicher Vielfalt vorhanden waren.
Wieder jeglicher elektronischer Krimskrams, Bass, Gitarre, Schlagzeug, zusätzliche Perkussion standen
bereit um uns noch länger auf die Folter zu spannen, jedoch in sehr angenehmer Art und Weise. Sole, der
sich bereits seit geraumer Zeit in den hinteren Reihen des Publikums aufhielt, betrat dann schliesslich, sich
durch die doch sehr ansehnliche Menschenmenge einen Weg bahnend, die Bühne, in guter alter
Backpackerrapper-Manier, mit Regenjacke, Bauchtasche und Rucksack, was bei ein paar Leuten ein
Schmunzeln verursachte. Ohne grosse Umschweife begann Sole mit Tracks vom neuen Album, Titel fallen
mir an dieser Stelle nicht mehr ein, ist auch eher unwichtig. Der Raum war gefüllt mit Energie, die Leute
angeheizt, und schliesslich stimmte Sole den ersten Track vom Album des Jahrhunderts "Selling Live Water"
an und die Menge tobte und bei "Baddest Poet" ging’s vor der Bühne drunter und drüber, das Chaos hatte
sich wahnsinnslaut zurückgemeldet.
Samstag 11:54, ich wachte auf, zu Hause, versuchte zu rekonstruieren, das Resultat war unbefriedigend,
das Gefühl jedoch äusserst gut. Der nächste Gedanke zerbreitete dann jedoch schon eher wieder Kopf-
zerbrechen, musste ich doch mit dem Auto nach Wauwil fahren, um SoSo und DJ Flip für das Konzert am
heutigen Abend in Frauenfeld abzuholen.
Freitag, 30.11.2007, Bern, Wauwil
Nach einer weniger als einstündigen Anreise muss nun also die Glasi in Wauwil gefunden werden. In einem
1300-Seelen-Dorf sollte dies nicht allzu schwierig werden, und in einem Gasthof nahe dem Bahnhof sagt man
uns, wir seien bereits zu weit gelaufen. Auch recht, es ist also unmittelbar in der Nähe. In einem umfunktionierten
Teil eines Fabrikgebäudes werden wir dann auch gleich fündig. Wieder mal richtig auf dem Land, werden wir
von den meisten nach uns eintreffenden Gästen mit Händeschütteln begrüsst, was doch fast schon ungewohnt,
aber durchaus sympathisch ist. Ein enthusiastischer Haufen, der die Glasi da in Betrieb hält, und an diesem
Abend wohl eher auf eine normale Hiphop-Party als ein Konzert eingestellt ist. Soso begnügt sich also mit
ungefähr 35 Minuten Spielzeit und überlässt dann DJ Flip die Unterhaltung der tanzfreudigen Meute. Kleine
Entschädigung: die "sonnengebräunte Haut" diesmal mit den Drums zum Schluss, wobei Flip mit seinen Cuts
auch zum Zug kommen darf. Ein lustiger Abend, trotz ungezogenen Flegel, die sich scheinbar gerne Mal an
fremdem Schnaps bedienen, wenn der an der Bar nicht unentwegt im Auge behalten wird.
Frauenfeld – Wauwil –
Frauenfeld, 1. Dezember 2007
Zu meiner Überraschung schaffte ich es ziemlich direkt und ohne Zwischenfälle nach Wauwil, obwohl Wauwil
einer dieser Orte auf dem Land ist wo man mehr Kühe als Einwohner vermutet, was auf eher schwierigere
Anreise hindeutet. Immerhin eine Bahnlinie gibt es und einen Gasthof "Le Duc", in welchen SoSo und DJ Flip
untergebracht waren. Die beiden freuten sich auch sehr auf mein Erscheinen, nicht etwa weil ich zu spät
gekommen wäre, sondern weil im ganzen Gasthof, der doch schon von einigen Gästen zum Samstagnach-
mittags-Weisswein besucht wurde, kein Mensch englisch zu sprechen schien. Natürlich war es auch eine
Riesenfreude SoSo nach einem Jahr wieder die Hand schütteln zu können. Nach zweistündiger Fahrt und viel
netter Plauderei erreichten wir Frauenfeld. Die Location, das Kaff, war leider noch von niemandem besetzt,
dafür war das Naturmuseum noch geöffnet, und so stattete wohl der erste Kanadier, bzw. der erste Ire, diesem
einen Besuch ab. Meine Englischkenntnisse versagten beim Versuch zu erklären, weshalb eine der Pfahl-
Bauerzeit nachgebaute Lehmhütte an der Aussenwand mit zwei voluminösen Brüsten verziert war, aber da war
die Wartezeit dann schliesslich auch schon überbrückt und ich brachte die beiden ins Kaff. Später gesellten
sich dann auch Göldin und Bit-Tuner aufs gemütliche Sofa im oberen Stock. Unten füllte sich langsam das Kaff,
und schliesslich begaben sich Göldin und Bit-Tuner auf die Bühne, während ich mit SoSo und Flip noch eine
Fahrtgelegenheit nach Toulouse suchte. Endlich fündig geworden, stiegen auch wir hinab ins doch ordentlich
gefüllte Kaff, wo erfreulicherweise auch einige mehr oder weniger fitte Gesichter aus St.Gallen wiederzusehen
waren. St.Gallen verlor an jenem Abend gegen YB 2:7, was Göldin als eingefleischten FC St.Gallen – Fan
doch sehr zu beschäftigen schien. Schon von Beginn weg wurde das Kiffen im Kaff wieder erlaubt, eher
inoffiziell, aber doch von vielen mit Freuden empfangen. Es schien den beiden richtig Freude zu bereiten hier
aufzutreten, Göldin war gutgelaunt wie selten, redete und redete zwischen den Liedern, fast meine man sich
an ein Ärzte-Konzert verirrt zu haben. Und Bit-Tuner, ohne E-Bass unterwegs, lebte sich, beeinflusst vom
THC-Dunst aus der ersten Reihe, kreativ an seinem Elektronik-Zeux aus. Es wurde laut mitgesungen, wohl
noch nie soviel Appenzeller-Schwapps auf der Bühne vom Kaff konsumiert und seit längerer Zeit mal wieder
so richtig für den Weltfrieden gekifft; auf das Hütte anzünden wurde meines Wissens verzichtet.
DJ Flip ist scheinbar kein Unbekannter in der Schweiz, vor einiger Zeit hat er hier schon einigen Orten einen
Besuch abgestattet und so kamen denn auch an diesem Abend einige Leute die ihn noch in Erinnerung hatten
oder ihn vom Namen her kannten, da er ja 2003/4 ITF-Worldchampion war. Den DJ-Menschen dürfte dies wohl
ein Begriff sein. Was er so drauf hatte durften diese sich dann reinziehen, da ich keine Ahnung von DJ-ing hab,
nutzte ich die Gelegenheit um ein bisschen zu schwatzen, die Musikwahl war sowieso nicht wirklich für meinen
Geschmack. Schliesslich stand, wie bereits vor ziemlich genau einem Jahr, SoSo wieder im Kaff auf der
Bühne, zur grossen Freude der immer noch zahlreich anwesenden Frauenfeldern, Zürchern, Thurgauern,
St. Galler, Appenzeller-Schnaps- Trinker und Weltfriedenkiffern. SoSo's Lieder sind alle wunderschön, zu
hören gab's einiges von seinem neuen Album "Tinfoil on the Windows", die Highlights für mich aber waren
eindeutig "Your Skin Brown from the Sun" vom Album "Tenth Street and Clarence" und "It Goes" aus den
"Birthday Songs". Es war schön SoSo live zu sehen und es blieb auch noch genügend Zeit für genügend
Drinks und Getanze, für letzteres sorgte DJ Flips bis Ladenschluss.
Fribourg, 1. Dezember 2007
Diesmal eine noch kürzere Reise als am Vorabend, trotzdem früh in Angriff genommen und natürlich fast zwei
Stunden zu früh, sprich vor Konzertbeginn dort. Dafür zur Abwechslung mal wieder halbers in eine äusserst
hübsche Bardame verliebt, aber nur deswegen sind wir ja auch nicht dort, sondern in erster Linie wegen einem
Leckerbissen in Sachen Konzerten: Es war uns vergönnt, der fünften Lab Waste-Show überhaupt beizuwohnen;
die sind angeblich nur sehr selten zusammen zu sehen. Mit ungefähr einer halben Stunde leider etwas kurz, aber
allemal wild und spektakulär. Um Subtitles Gelenke musste man sich teilweise Sorgen machen, denn wie der
sich trotz enormer Körpergrösse verrenken und bewegen kann, da träumt so mancher Yoga-Mensch lange Zeit.
Er und Thavius haben gemeinsam Klassiker aus "Zwarte Achtegrond" zum Besten gegeben, aber auch für
einige Beats zusammen an den Knöpfen gedreht.
Die beiden haben jedenfalls eine sympathische Visitenkarte abgegeben und auch Sole und seine Tourbegleiter
immer wieder zum Lachen gebracht.Nicht lange dauert es dann, bis sich auch die Skyrider Band mit einem gut
viertelstündigen Intro anmeldet und Sole die Bühne stürmt. Wenn ein Konzert mit "The Shipwreckers" begonnen
wird, ist das Publikum natürlich schon für sich
gewonnen. Oder uns zumindest. Mit geschätzten 117 Besuchern war das Lokal gerade angenehm gefüllt, und bei
"Plutonium", "Selling Live Water", "A Sad Day for Investors" und nicht zuletzt "Da Baddest Poet" liessen die Band
und ihr Frontmann nichts zu wünschen übrig und verleiteten den sich hinter die Bar gestohlenen Giovanni Marks zu
seinen spitzbübischen Faxen.
Ein Weekend wie es jedes Weekend sein müsste, die Welt wäre gut.
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